Zu Besuch bei Tigerschnegel und Kamberkrebs
Veröffentlicht am 07.10.2005
in Ludwigsburger Kreiszeitung
Veröffentlicht am 07.10.2005
Zu Besuch bei Tigerschnegel und Kamberkrebs
Erlebnisnachmittag für Eltern und Kinder - Kooperation von Familienbildung Ludwigsburg und BUND Freiberg

Ein ganz mutiger Papa zeigt den Kindern einen Kamberkrebs. Bild: Conrad Fink
(red) - 'Das möchte ich mal wieder machen - und dann soll auch die Mama mit dabei sein!', so der Kommentar eines fünfjährigen Mädchens, das mit Papa zum Erlebnisnachmittag rund um das Thema Natur an den Freiberger Altneckar gekommen war.
Angeboten hat das Programm die Evangelische Familienbildung Ludwigsburg, gemeinsam mit dem BUND Stadtverband Freiberg im Rahmen ihres Familienprogramms. Diese Veranstaltung ist bei jungen Familien sehr beliebt und war deshalb schon nach kurzer Zeit ausgebucht.
Viele Tipps für Eltern
Einen herrlichen Herbstnachmittag hatten sich die 15 Kinder mit ihren Eltern ausgesucht, um am Altneckar bei Freiberg zu entdecken, wie vielfältig und interessant Natur sein kann. Das Besondere an der Konzeption dieses Nachmittags war es, dass auch Eltern an die Natur herangeführt wurden und sie Tipps erhielten, wie sie selbst mit ihren Kindern die Umwelt erleben und ergründen können.
Während die Erzieherin Andrea Lotha-Wolfrum die Kinder mit altersgerechten Spielen auf das Thema einstimmte, bereitete Conrad Fink vom BUND die Eltern auf die Exkursion vor. Kinder lernen mit allen Sinnen und wollen ihre Umwelt selbst entdecken. Fink riet den Eltern, ihre Kinder dabei anzuleiten und ihnen zu helfen, positive Erlebnisse zu sammeln. Eltern sollten Achtung vor der Mitwelt vorleben. Als Beispiel nannte Conrad Fink den Schmetterling, die Biene oder die Spinne, die sich ins Haus verirrt hat. Die oft harmlosen Tiere sollten vorsichtig gefangen und ins Freie entlassen, nicht getötet werden.
Bevor es entlang der Wiesenränder auf Insektenfang ging, zeigte Conrad Fink wie man mit Kleintieren umgeht, ohne ihnen zu schaden, und führte in den Gebrauch von Becherlupe und Fangnetzchen ein. Erst jetzt schwärmten die Kinder in Begleitung ihrer Eltern aus. Gemeinsam suchten sie zwischen den Grashalmen und auf den Blüten nach Lebewesen und mit großem Erfolg: Heuschrecken, Weichflügelkäfer, Zikaden, verschiedenste Fliegenarten, Blattwanzen, kleine Spinnen und Raupen fanden sich in den Netzchen. Unter der Lupe konnten die kleinen Naturforscher die Facettenaugen oder die feingliedrigen Netzflügel der Insekten ganz genau sehen.
Am modernden Holz im Auwald zeigte Fink die Organismen des Waldbodens. Auch eine apart gefleckte Schnecke entdeckten die Kinder. Dieses Weichtier, der Tigerschnegel, war gar nicht eklig oder schleimig, sondern hatte eine glatte, feuchte Haut.
Am Neckarufer angekommen, galt das Interesse den Lebewesen und Organismen im Wasser und unter den Steinen. Auch hier durften die Kinder selbst mit Netzchen auf Entdeckungsreise gehen: Köcher-, Stein- und Uferfliegenlarven wurden gefangen und im Wasserglas genau beobachtet. Interessant waren auch die Flussflohkrebse, die die Kinder auf die feuchte Hand nehmen durften, wo sie sich ruckartig vorwärts bewegten, was kitzelte. Unter den Steinen fanden sich Napf- und Wasserschnecken sowie Muscheln.
Die Kinder konnten gar nicht genug bekommen und kehrten immer wieder ans Wasser zurück, während die Eltern die Tierchen anhand einer Tabelle bestimmten und gleichzeitig auch die Gewässergüte des Wassers ermittelten. Die Attraktion war ein Kamberkrebs, der sich unter einem Stein versteckt hatte und den die meisten Kinder und Eltern noch nie gesehen hatten. Ein mutiger Vater traute sich sogar, ihn in die Hand zu nehmen und den Kindern zu zeigen.
Conrad Fink erläuterte, dass es sich bei dieser Tierart um einen Neubürger aus Amerika handelt, der sich in unseren Gewässern ausbreitet. Allerdings überträgt er die Krebspest, gegen die einheimische Krebse nicht resistent sind.
Auch Müll gesammelt
Conrad Fink zeigte den Kindern auch die typischen grau-beigen flachen Neckarkiesel. Sie durften einige als Souvenir mit nach Hause nehmen, ebenso wie Muschelschalen. Auch Dinge, die nicht in die Natur gehören, sammelten die kleinen Umweltschützer: alte Schuhe, Einwegdosen, Plastiktüten, Stofffetzen und was sonst an Abfällen mit dem Hochwasser angespült wird. Alles wurde in einem Müllsack gesammelt und richtig entsorgt.
Die Online-Publikation dieses Artikels erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Ludwigsburger Kreiszeitung

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